Das bedruckte Tuch zeigt einen Freiluftgottesdienst
1870 vor den Toren von Metz zu Jom Kippur (als
„Versöhnungstag“ höchster jüdischer Feiertag)
während des deutsch-französischen Kriegs. Laut
den Vers-Legenden halten christliche Soldaten
während der Zeremonie Wache.
Im Spiegel (Mittelfeld) die Darstellung des
Gottesdienstes vor einem improvisierten Thora-Schrein, die Teilnehmer in Uniform, teilweise mit
dem Gebetsschal umhüllt. Darüber in hebräisch
und deutsch das Motto: „Haben wir nicht alle einen
Vater? Hat uns nicht alle ein Gott geschaffen?“ In
den vier Eckrondellen ein Hymnus über den
Gottesdienst, an dem 1.200 deutsch-jüdische
Soldaten teilnahmen. Der Hymnus endet mit den
Zeilen: „Erhoben durch den Glauben, ermuthigt
durch die Pflicht,/ und sie bereit zum Kampfe,
sie steh’n und wanken nicht.“
Dieses Erinnerungstuch, welches das Bestreben
bezeugt, an der nationalen Einigung aktiv
teilzunehmen, war in jüdischen Haushalten weit
verbreitet.
Erinnerungstuch an den Gottesdienst der jüdischen Soldaten
vor Metz 1870