Nach der Niederlage und der Auflösung des
Kaiserreichs mussten „die Juden“ wieder einmal als
Sündenböcke herhalten. Sie wurden als
Drückeberger beschimpft, sie hätten Kriegswucher
betrieben und seien deshalb an der Niederlage
schuld. Aus dem verlorenen Kriege heimgekehrt,
mussten die jüdischen Patrioten enttäuscht
erkennen, dass die deutschen Juden noch immer
nicht vollständig integriert waren. Selbst das
Blutopfer ihrer jüdischen Kameraden war
manchen Deutschen noch nicht Beweis genug für
die vaterländische Gesinnung
der deutschen Juden.
Sie glaubten eher den antisemitischen Parolen als
dem Beispiel ihres jüdischen Nachbarn, der für sein
Vaterland gekämpft hatte und verwundet worden
war.
Die Juden wurden für den verlorenen Krieg
verantwortlich gemacht und mit der Weimarer
Republik identifiziert. Die politische Rechte sprach
denn auch hasserfüllt von der ⁾Judenrepublik⁓.
Viele Deutsche fühlten sich durch den Vertrag
von Versailles gedemütigt und trösteten sich mit
dem Mythos vom „Dolch im Rücken“ und mit der
Legende von den Juden als den Hauptverrätern.
Durch Benennen der Fakten ihres Einsatzes im
Ersten Weltkrieg setzten sich die deutschen
Juden gegen Vorwürfe zur Wehr