Nach
der Darstellung des Kammerregistrators Friedrich Wilhelm Gümpell war die
Stadt Rotenburg ein knappes Jahrhundert ohne jüdische Bewohner. Gümpell
zitiert in seiner Schrift aus dem Jahr 1848 (Über die Emanzipation
der Juden) ein Repertorium in der Rotenburger Hofkanzlei eine Verfügung
von Landgraf Philipp (laut Gümpell ein treuer Verfechter christlicher
Religion und Ehre). Danach wurde im Jahre 1529 der Landvogt zu Rotenburg
angewiesen, keinen Juden daselbst zu dulden.
Der erste Israelit war David Levi von Mecklar. Ihm wurde am 7ten Januar
1622, also im verhängnisvollen 30jährigen Kriege, mit Zustimmung gemeiner
Stadt die Einwohung gegen das Versprechen bewilligt, dass solange er und seine
Frau hier (in Rotenburg) wohnen würden, zu Michaelistag jeden Jahres 10
Cammergulden, jeden in 26 alb. von ihm bezahlt und sie im übrigen als Ausländer
behandelt werden sollen. Im geheim wurde aber noch verabredet: dass der Jude
dem Bürgermeister, wenn er auswärts zu tun hat, eine Reitpferd stellen
und sonst die Abtritte des Rathauses fegen müsse.
Im Atlas of Medieval Jewish History findet sich eine kartographische
Darstellung mit der Stadt Rotenburg, als einem Ort, aus dem 1520 Juden vertrieben
wurden. Dazu haben wir keine archivalischen oder sonstige Nachweise gefunden.
Es kann wohl davon ausgegangen werden, dass es sich bei dem Atlaseintrag um
einen Lese- oder Übertragungsfehler handelt und mit dem Eintrag der o.g.
Befehl Philipps aus dem Jahr 1529 gemeint ist.
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Der "Atlas
of Medieval Jewish History" zeigt Rotenburg 1520 als Ort von Jundenvertreibungen Klick: Vollbild der Karte |
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