Ein damals 40-jähriger SA-Mann:
"An den Judenkrawallen am 8. 11.1938 bin ich trotz meiner Mitgliedschaft zur SA nicht beteiligt gewesen, wohl aber habe ich alles genau beobachten können. Wir waren als Reserve-SA am 7.11.1938 etwa 20 Uhr alarmiert worden und befanden uns den Abend in dem SA-Verkehrslokal Wiegand. Mittags traf ich (...) am Rothschildschen Haus (jetzt Engel), als er gerade das Klavier herunterwarf und ich hinderte ihn noch im Innern des Hauses daran, den ganz neuen Zentralheizkessel zu zerstören."

Eine 1913 geborene Zeitzeugin, seit 1920 in Rotenburg, Ende der 1920er Jahre Lehrmädchen bei der jüdischen Schneidermeisterin Gans in der Breitenstraße:
"Am Steinweg, bei Rothschild, Meier Rothschild. Da dreh ich mich rum, da haben sie ein Fenster rausgeklopft und auch die Balken. Und dann haben sie das Klavier rausgeschoben. Das kam dann runter und das donnerte dann so. Ich habe einen richtigen Schrecken gekriegt. (...) Es kullerten einem die Tränen.  Ich dachte, sind doch Menschen, sind doch Menschen wie wir, wer kann so was machen. (...) Der eine war ein Geschäftsmann, der andere, der war, glaube ich, bei der Bahn. Und da hab’ ich gedacht, das kann doch nicht wahr sein, das hätte ich von denen gar nicht geglaubt."

Auch andere Zeitzeugen bestätigten, dass bei Rothschild am Steinweg ein Klavier aus  der oberen Etage gestürzt wurde.

  
Das Haus Steinweg Nr. 6 ( im oberen Foto ganz links), war bis 1938 Wohn- und Geschäftshaus von Meier Rothschild. Meier war der jüngere Bruder von Isaak Rothschild, Marktplatz Nr. 9.
Meier Rothschilds Frau Lina war eine geborene Spiegel, deren Familie das Haus gehört hatte.
Das Foto links unten zeigt das Haus Steinweg 6 im Jahr 2005 (Schreibwaren-Engel).
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Kristallnacht Rotenburg