"Großmutter war überzeugt: Sollte vom Rath, welcher angeblich der Grund für den Gewaltausbruch war, nicht sterben, dann wird es für die Juden wieder besser kommen. Großmutter war 80 Jahre alt und glaubte an die Deutschen. Sie war in dem kleinen Städtchen Rotenburg an der Fulda aufgewachsen und ihre Familie hatte dort schon seit Generationen gelebt. Weshalb sollten die Deutschen die Juden hassen? So saß sie den ganzen Tag und betete, dass vom Rath nicht stirbt.
Dieses Bild bleibt mir stets in Erinnerung - Großmutter sitzt in der Ecke und betet.

Nach der Schule ging ich nach Hause. Mein Vater war nicht zu Hause, und meine Tante half meiner Mutter, die zerschlagenen Fenster mit Holzbrettern abzudecken. Was die Deutschen nicht vernichtet hatten, war im Laden verstreut.“





  
Ilse Speier
(in ihren schriftlichen Erinnerungen mit dem Titel: "Briefe aus der Hölle"):
Jettchen Speier geb. Gans, 1860 in Rotenburg geboren. Sie starb im April 1939 in Frankfurt, wohin die Familie geflüchtet war.
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Kristallnacht Rotenburg