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Kindheit in Bad Hersfeld
Jack Hahn, damals noch Jakob Hahn, wurde im Juni 1920 in Hersfeld, Klausstraße 18, geboren. Jakobs Eltern hatten dort ein Manufakturwarengeschäft, das Stoffe, Kleidung, Wäsche und Kurzwaren führte. Außerdem bereiste der Vater Josef Hahn als Großhändler Textilgeschäfte weit über die Grenzen des Kreises hinaus. Jakob Hahns Elternhaus steht in bester Geschäftslage der Stadt. Das Geschäft wurde 1896 von den Großeltern Jakob und Jette Nussbaum gegründet. Die Tochter, Rosa Nussbaum, heiratete 1908 Adolf Hahn und beide übernahmen später das Geschäft. Das heißt, Familie Hahn hatte genügend Personal, so dass Frau Hahn sich ganz ihren beiden Kindern, Josef und Jakob, widmen konnte.
Jakob Hahn wuchs also wohlbehütet in einer gut situierten angesehenen Familie der Stadt auf. Spielkameraden waren die Nachbarskinder, gemeinsam tobten sie an der Stadtmauer oder spielten Räuber und Gendarm.
Einschulung
Mit 6 Jahren besuchte Jakob Hahn die einklassige jüdische Elementarschule in Hersfeld, die entsprechend der gläubigen Familien von Lehrer Emanuel orthodox geführt wurde. Jakob Hahn ging gerne zur Schule, er war ein strebsamer und begabter Schüler.

Jakob Hahn, erster Schultag, 1926
Quelle: HeLP, Bad Hersfeld
Übergang in das Gymnasium
Jakob Hahn besuchte die "Alte Klosterschule" in Bad Hersfeld. Die Zeit von 1933 bis 1939 wir in einem Artikel eines späteren Direktors dieser Schule folgendermaßen dargestellt: "Während die liberale Weimarer Republik der Lehr- und Meinungsfreiheit weiten Spielraum gelassen hatte, suchte die nationalsozialistische Staatsführung die Erziehung nach ihren rassistischen und nationalsozialistischen Ideen zu lenken. Juden wurden aus den allgemein bildenden Schulen entfernt. Für Kinder von Frontkämpfern des Ersten Weltkrieges machte man zwar anfangs Ausnahmen, aber der gehässige Erlass des Reichserziehungsministers vom 15. Nov. 1938 setzte aller etwa noch vorhandenen Duldung ein absolutes Ende. In der Schulstatistik vom 15. Mai 1933 werden 15 Schüler aufgeführt; 1934 nur noch fünf. Der bisherige Direktor Dr. Gottfried Herzfeld wurde wegen seiner Zugehörigkeit zur SPD, nach Aussagen ehemaliger Schüler auch aus rassischen Gründen, seines Postens im Mai 1933 enthoben. Eines Morgens erschien ein Trupp SS in der Schule und verlangte das Hissen der Hakenkreuzfahne. Nach diesem Tag kam Dr. Herzfeld nicht mehr zum Dienst. Unter ihm hatten Ostern 1933 die letzten vier jüdischen Abiturienten die Reifeprüfung abgelegt; mit besonderer Auszeichnung der hochbegabte und charaktervolle Harry Goldschmidt, der später mit seiner Mutter im Konzentrationslager Auschwitz umkam. [...]
Da die "Hitler-Jugend" fast alle Schüler nach und nach erfasste und viel Zeit für ihre Veranstaltungen in Anspruch nahm, litten das Lernen und der Unterricht. Die neue Erziehungsschule wurde der alten Lernschule entgegengestellt. Samstags war H.J.-Dienst, Nichtmitglieder mussten zur Schule kommen, wo ein Lehrer die "Umerziehung" des Häufleins zu bewirken hatte."
(aus: 400 Jahre Alte Klosterschule, Zur Geschichte der Alten Klosterschule 1933 - 1970, Von Otto Gliss (Direktor bis etwa 1973))

Klassenfoto, Jahr unbekannt
Quelle: HeLP, Bad Hersfeld
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