Aron Abraham

Hier ruht
Ein rechtschaffener und aufrichtiger Mann
Aron Sohn des Jacob
Starb am 20. Ijar
5678
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens

(Handelsmann Aron Abraham starb am 2. Mai 1918.
Er war der Sohn von Schuhmachermeister Isaac A. in Solz und
Hannchen Adler aus Burghaun.
Er heiratete am 21.7.1872 Susanne Blum aus Mühlfeld/ Bayern.)

Hier ruht
Aron Abraham
geb. 24 Mai 1843
gest. 2 Mai 1918

H. L.
a righteous and honest man

Aharon son of Yaako
died on 20 Iyar
5678
may his soul be bound in the knot of life

(Here lies
Aron Avraham
born 24 May 1843
died 2 May 1918)

p. n.
ish hatzadik v'hayashar
Aharon bar Yaakov

niftar b'yom kaf Iyar
taf-resh-ayin-het l'prat.
tantzeva

Hier ruht
Aron Abraham
geb. 24 Mai 1843
gest. 2 Mai 1918

Haus
Im Haus Nürnberger Straße 28 (3. von rechts) war das von Aron Abraham begründete Textil- und Bekleidungsgeschäft, nach dessen Tod fortgeführt von seinem Sohn Meier und Enkelsohn Julius. Nach dem Krieg richtete Walter Witzel hier seine Glaserei ein.

Handelsmann Aron Abraham war der Sohn von Schuhmachermeister Isaac Abraham in Solz und Hannchen Adler aus Burghaun. Er wurde am 24. Mai 1843 in Solz geboren und starb am 2. Mai 1918 in Bebra. Aron Abraham heiratete am 21.Juli 1872 Susanne genannt Sophie Blum aus Mühlfeld/ Bayern. Abweichend von dem Eintrag auf dem Grabstein (geb. 12. März 1845) wurde sie laut Bebraer jüdischem Sterberegister am 17. März 1848 in Mühlfeld/Bayern geboren. In dem Einzelhandelsgeschäft im Haus Nürnberger Straße 28 verkaufte Aron Abraham Textilien, Woll- und Wirkwaren, Oberbekleidung und Nähmaschinen. Die Vorfahren hatten im jetzigen Bebraer Stadtteil Solz gelebt, wo Großvater Aron Abraham um 1780 geboren wurde. Aron war der Bruder von Leib Abraham II (Vater von Joseph, 1869-1942, Salomon, 1871-1942, und Siegfried, 1875-) Die Abrahams waren Ende des 19. Jahrhunderts aus Solz zugewandert. In dem Haus Nürnbergerstr. 28 richtete die Glaserei Walter Witzel nach dem Krieg ihre Geschäftsräume ein.

Aron Abrahams Sohn Meier (Nürnbergerstr. 28, später Glaserei Walter Witzel) gehörte zu den 30 Bebraern, die im Dezember 1908 eine Kreditgenossenschaft gründeten, die später als Bebraer Bankverein weitergeführt wurde. Bis 1914 war er im Aufsichtsrat des genossenschaftlichen Bankunternehmens.

ANzeige
Geschäftsanzeige von Meier Abraham Ende Nov. 1924 im Rotenburger Tageblatt

Heinz Stern, der von 1924 bis 1929 als Angestellter für die Firma Abraham tätig war, bestätigte am 9. Okt. 1956 in einer eidesstattlichen Versicherung von New York aus,
„dass es ein sehr gut gehendes, solides und gut fundiertes Textilgeschäft war, welches alle Arten von Manufakturen führte, wie Leinen, Baumwollwaren, Kleider- und Anzugstoffe, Damen-, Herren- und Kinderwäsche, Tricotagen, Wollwaren, Damen- und Herrenconfektion, ausserdem Bettfedern und Nähmaschinen. Die Firma unterhielt immer ein verhältnismäßig großes Warenlager im Vorderhaus und im Hintergebäude und hatte einen sehr umfangreichen Kundenkreis, sowohl in Bebra als auch in den umliegenden Ortschaften. Nach meinem Ermessen war das Geschäft seinerzeit das bestgehendste in Bebra Hausgeschäft in der Manufacturen-Branche in Bebra.“

Synagogenstempel
Letztes Sigel der Synagogengemeinde Bebra

Meier Abraham, der den Laden seines Vaters im Haus Nürnberger Straße 28 weiterführte, war nicht nur ein tüchtiger Kaufmann, sondern spielte auch eine wichtige Rolle im Leben der jüdischen Gemeinde Bebras. Über viele Jahre hin, bis zu seinem Tod am 21. Januar 1938, war er Vorsteher der Jüdischen Gemeinde in Bebra. Ebenso war er Vorsitzender der Ortsgruppe Bebra im Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (RjF).

Synagogenstempel

Meier Abrahams Sohn Julius (geb. 5. April 1907) war bis zu seiner Auswanderung ins damalige Palästina im März 1937 im Geschäft seines Vaters tätig. Weil er das dortige Klima nicht vertrug, siedelte Julius Abraham im Dezember 1940 von Palästina in die USA über. Julius Abraham hatte von 1917 bis 1923 das Hersfelder Gymnasium besucht und dort die Mittlere Reife erworben. Anschließend machte er eine Lehre in dem Kasseler Kaufhaus Ferdinand Loeser in der Oberen Königstraße, wo er dann für zwei Jahre als Verkäufer arbeitete. Von September 1928 bis November 1930 sammelte er berufliche Erfahrung im Warenhaus Zum Strauß in Nürnberg. Weil der Vater 1930 schwer erkrankte, kam Julius Abraham zum Jahresende 1930 nach Bebra zurück, um im Familienbetrieb zu wirken.

Bei der Anmeldung seiner Entschädigungsansprüche am 6. Juli 1962 bezifferte Julius Abraham den Wert des am 8. November 1938 „in Verlust geratenen Warenlagers“, das „geplündert, zum größten Teile gestohlen und zerstört“ wurde, auf 32.000 Reichsmark. Julius Abraham weiter:
„Der Plünderung fiel damals auch der gesamte Hausrat anheim. Die Wohnung Abraham war gut bürgerlich eingerichtet. Die Familie galt als wohlhabend. Die Wohnung bestand aus 3 gut eingerichteten Zimmern und einer kompletten Küche im 1. Stockwerk des Vorderhauses und im 2. Stockwerk befanden sich 2 Schlafzimmer und 2 weitere Wohnräume.“

Nach Julius Abrahams Darstellung kam das Tagesgeschäft ab 1933 fast zum Erliegen. „Die wenigen Kunden wagten nicht, tagsüber von der Straße her das Geschäft zu betreten, sondern kamen oft in der Dunkelheit über den Hof.“
Immerhin sei der so noch mögliche Umsatz für seinen Vater Anlass genug gewesen, das Warenlager auf einem ziemlich hohen Stand zu halten.

Die Meier Abrahams Witwe Julie 1938 auferlegte Vermögensabgabe in Höhe von 6.400 RM kann als Bestätigung für die von Sohn Julius beschriebenen Vermögensverhältnisse der Familie gesehen werden.

Nach dem Tod ihres Ehemannes Meier Abraham am 21. Januar 1938 zog Julie geb. Weihermann nach Nürnberg, von wo aus sie 1942 in den Bezirk Lublin in Ostpolen deportiert wurde. Im Durchgangslager Izbika verliert sich ihre Spur. Tochter Bella (geb. am 17. Juli 1915) war der Deportation durch die Ausreise in die USA entgangen. Dort heiratete sie den aus Ullstadt (bei Neustadt an der Aisch) stammenden Ludwig Heussinger, die Verlobung hatten die beiden noch in Deutschland gefeiert. Bella verstarb 36-jährig am 11. Januar 1952 in New York City, wenige Wochen nach der Geburt ihres Sohnes Allan Mark.

Inhalt 6
Stammbaum
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