Selma Rosenbaum berichtet in einem Brief vom 25. Jan. 1957 an Rechtsanwalt
Klose, Kassel, von einem Schreiben des Landwirts Justus Brandau vom 22.
Januar 1948. Brandau habe ausgeführt, dass er im November 1938 vom
damaligen Bürgermeister den Auftrag bekam, die zerstörten Möbel und
Einrichtungsgegenstände aus den Häusern der Juden mit seinem Fuhrwerk
abzufahren.
"Mein Gatte u. ich waren in der Novembernacht, wie alles passiert war, in
Frankfurt am Main. Verwandte gaben uns dort Bescheid, wir sollten nach Kassel
fahren und nicht nach Baumbach. Ich hatte noch nicht einmal Wäsche zum
Wechseln. 14 Tage später fuhr ich mit meiner Schwägerin nach Baumbach, um
mir etwas zu holen. Der Bürgermeister kam uns entgegen und sagte, wir dürfen
das Dorf nicht betreten, sonst würde er uns erschießen."
Vorher hatte Selma Rosenbaum in ihrem Brief vom 25. Januar 1957
festgehalten:
"In Baumbach weiß doch jeder Einwohner, dass nur noch ein leeres Haus zu
finden war."
In ihrem Antrag auf Entschädigung vom Juni 1954 hatte Selma Rosenbaum
festgestellt:
"Diese Ausplünderung bezog sich nicht allein auf Hausgerät aller Art, sondern
auch auf die Geschäftseinrichtung meines Mannes an Pferd, Futtervorräten,
Stalleinrichtung u. Geräte und dgl. mehr."
In dem Schreiben vom Juni 1954 erfahren wir auch, dass ihr Weg in die USA im
August/ September 1940 über Russland führte. Die Strapazen der Flucht und
"die Aufregung der geschilderten Vorgänge" macht Selma Rosenbaum in dem
genannten Schreiben für den frühen Tod ihres Mannes verantwortlich. Nur ein
gutes Jahr war Josef Rosenbaum in der neu gewonnenen Freiheit vergönnt, als
er 58-jährig am 25. Oktober 1941 in New York an einer Herzattacke verstarb.
Selma Rosenbaum geb. Neuhaus
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