Zum Bahnhof 21
Familien Feist Moses u. Isidor Speier
Der Hausname war Feist - weil es mehrere
Familien Moses gab.
Feist Moses war der Schwiegervater von Isidor
Speier, Handelsmann aus Spangenberg, geb.
8.7.94 in Guxhagen. Von 1920 bis 1938 betrieb er in
Baumbach einen Handel mit Manufakturwaren. Er
ist jeden Tag mit Pferd und Wagen in die
umliegenden Ortschaften gefahren und hat dort
seinen Handel betrieben.
In 1. Ehe war Isidor verheiratet mit Selma, der
Tochter von Feist Moses. Die Kinder hießen Hanna
und Irmgard, Selma verstarb 1923 bei Irmgards
Geburt im Wochenbett. Hanna, Jahrgang 1921, war
befreundet mit einem zwei Jahre jüngeren Mädchen
aus der Nachbarschaft, die beiden schreiben sich
bis heute.
Im August 1925 heiratete Isidor Speier seine zweite
Frau Frieda, mit der er die Tochter Ruth und die
Zwillinge Siegbert und Alfred hatte.
Durch den Boykott jüdischer Geschäfte und die
sonstigen Unterdrückungsmaßnahmen kam es nach
1933 dazu - so Isidor Speier in einer Erklärung zehn
Jahre nach Kriegsende - dass „das Geschäft einfach
bis zu einem Nichts einschrumpfte, und eines
Tages gewissermaßen nicht mehr vorhanden war“.
Als Isidor Speier im Juli 1938 mit seiner Familie
nach Amerika auswanderte, hatte er noch ganze 50
RM bares Geld für die ganze Reise.
Die 1921 geborene Hanna Speier heiratete in den
USA Bill Fink. Sie lebte mit ihrer Familie in Buffalo
im Staate New York, seit 2002 in Arnherst.
Hanna Speier besuchte Baumbach zuletzt im Jahr
1972. Sie steht in ständigem Briefkontakt mit ihrer
Jugendfreundin in Baumbach.
Eine Zeitzeugin, damals 15-jährig.
Als die Familie Speier aus Baumbach fortging,
weinten viele der Nachbarn, besonders die Kinder,
die nicht verstanden, warum die Familie wegging. In
Kassel wurden Speiers auf dem Bahnhof von
einem Gestapomitglied, der ein Baumbacher
Bekannter der Familie war, mitgeteilt, nicht nach
Hamburg zu fahren, denn dort würde die Gestapo
die Juden einsammeln und ins KZ bringen. Er
sagte ihnen, dass sie getrennt nach Köln fahren
sollten, denn das sei unauffälliger. So nahm
Hanna, die älteste Tochter der Familie, die zwei
jüngeren Brüder Siegbert und Alfred und fuhr nach
Köln, um sich dort mit Isidor, Frieda, Ruth und
Irmgard zu treffen. Von dort fuhren sie nach
Holland, von dort nach Amerika, wo sie in Buffalo,
im Staat New York, noch heute wohnen. Alle
behielten ihre jüdische Religion.