1972 Sterkelshäuser Str. 1 (Eva Stückrath), am 21. u.22.9.1979 abgebrochen

Josef Rosenbaum, Viehhandlung, Nr. 82, 1936: Wwe. Ella Rosenbaum, geb Sommer, o.B.

Josef R. geb. 6.3.1873 in B.
Gest. 1.7.1934 in Kassel im Krankenhaus vom Roten Kreuz

Ella R., geb. Sommer, 10.7.1880 in Heinebach
1939 nach Grundstücksverkauf nach Kassel, am 15.7.1940 nach Köln.
Zwangsdeportiert  nach Litzmannstadt am 19. 9.41 von Köln (wohnte zuletzt Dasselstr. 37, III. Etage bei der Tochter, war in der Synagogengemeinde Köln), Todesdatum 8. Mai 1945
Ort der Unrechtshandlung: Gaskammer Polens

3.2.1950: Gemeinschaftlicher Erbschein für die Kinder zu je 1/6, neu 26.4.1956:
1.                  Selma Rosenbaum, 24o1 West Sixth Street, Los Angeles, Cal. (geb. 5.7.1908), Clerk
1957 verh. S. Odesser: 4544 Verdugo Rd., Los Angeles 65, Cal.
2.                  Ilse Cohn, geb. R., La-Paz, Sanches Lima 517, Bolivien (geb. 13.2.1909), Hausfrau
3.                  Irene Hamilton, geb. R., 18 Norham Road, Oxford, England (geb. 20.7.1910), Hausfrau, 1957 Palmer Drive, L.A. 65, Cal.
4.                  Fred Rose (fr. Siegfried Rosenbaum)10739 Braddock Drive, Culver City, Cal. (6.2.1912), Kaufmann:
5.                  Hilde Steinmann, geb. R., Asuncion,  Paraguari 436, Paraguya, (1.7.1914), Hausfrau
1957, Asuncion, Calle Colon 92-94
6.                  Arthur Rosenbaum, 2601 Broadway, San Francisco, Cal. (28.2.1916), Kaufmann
1957: 1733 Valley Street, Burbank, Cal.
Fred Rose war der Beauftragte seiner Geschwister, lebte seit 1926 nicht mehr ständig zu Hause:
Eidesstattliche Erklärung in Los Angeles 8. Juli 1957::
“Ich kann nur erklären, dass es sich um eine sehr gutgehende Viehhandlung von gutem Rufe und Ansehen handelte, die auch entsprechend gute Umsätze erzielt haben muss, was schon dadurch hervorgeht, dass wir zu 7 Kindern zu hause waren, mein Vater grundbesitz hatte, meine Mutter ein Dienstmädchen hielt und alle Kinder eine gute Schulbildung genossen. Das Einkommen meines Vaters in denjahren 1931-1932 kann ebenfalls nicht als Maßstab genommen werden, den gerade im Viehhandel und gerade in unserer Gegend machten sich die Depressionen und maßnahmen der Boykottierung schon vor 1933 also ungfähr 1930 bemerkbar.
Mein Vater hatte eine der besten Viehhandlungen in unserer Gegend. Der Umsatz ab 1933 ging mehr als 85 % zurück.
1934 bei dem verfolgungsbedingten Tode meines Vaters kam das Geschäft ganz zum Erliegen.“
                                                                                                          gez. Fred Rose


1.9.1950 Rückerstattungsantrag  auf
1.                  Grundbesitz in Sterkelshausen
2.                  Ackerland in den herrenwiesen
3.                  Baumbach Haus Nr. 82

Schaden 1939, 194o u. 1941 in Baumbach u. Rotenburg
1.                  Gold-, Silber- und Schmucksachen
2.                  a) Konto bei der KSK R., insbes. Der ges. Kaufpreis für das Anwesen Haus Nr. 82,
b) Wertpapierkonto mit wertvollen französichen Aktien und Staatspapieren, darunter Rio Tinto
c) Konto bei dem Bankhaus Hugo Segitz, R.
3.                  Judenvermögenabgabe: FA R.
Exportabgabe an die Golddiskontbank, Berlin
Zahlung an die reichsvereinigung Deutscher Juden an die jüd. Gem. in Kassel
Sonderlohnsteuer an das FA R.


Außerdem:
Verlust einer modernen 9-Zimmereinrichtung mit allem Zubehör, darunter ein Piano u. Kassenschrank (Detaillierte Aufstellung 2 Seiten!)
Schaden im beruflichen u. wirtschaftlichen Fortkommen

„Der Vater hatte einen von seinen Eltern übernommenen Handel für Nutz-, Zucht- und Schlachtvieh, der in der gesamten Gegend wohl angesehen war und sich eines reichen Zulaufs erfreute“ (Fred Rose)

26.4.1956:
6,300 DM für Schaden wg. Freiheitsberaubung Selma R. 31.10.1941 bis 8.5.1945

2.10.57:
Schaden in beruflichem Fortkommen in selbständiger Erwerbstätigkeit Josef R.
1.064.- DM

bereits 11.12.1951:
Wiedergutmachungskammer beim LG Kassel:
Die 6 Rosenbaum-Kinder gegen Landwirt Heinrich Stückrath I, vermisst, vertreten durch den Pfleger, Landwirt Arthur Stückrath II in B. Nr. 20:
Vergleich: Stückrath zahlt 6000.- DM ((Flur 10, Flurstücke 76, 77 u. 78.

4.7.1958
Bgm. an RP
Landwirt H. St. noch immer vermisst, seine Frau Eva:
Kaufpreis für Haus Sterkelshäuser Str. 1 in Höhe von 8.ooo RM (3.000 RM Hypothek und 5.000 in bar) wurden an den RA Dr. Wehrenberg in Sontra gezahlt.


Andreas Krug:
15. 10. 1949: Widerspruch gegen Rückerstattungsanspruch:
1.                  Gegenwert wurde seinerzeit unmittelbar auf ein Konto in Köln (damilger Wohnsitz von E. Rosenbaum) gezahlt.
2.                  Durch eine Vereibarng meinerseits mit Frau R. kam der zwangsweise angeordnete Verkauf an den Landwirt heinrich Angersbach nicht zustande.
Beweis: persönl. Schreiben von Frau R. aus Ffm. an Krug v. Juli 1939 - liegt ihm im Origianl  noch vor.
                     Frau R. hatte in der fraglichen Zeit durch mich u. meine Familie in jeder Weise persönlichen Schutz und war uns dafür auch dankbar und erkenntlich. Es wird den Nachkommen bestimmt erinnerlich sein, dass meine Kinder in ihrem Haus an dem Feiertag die erforderlichen Arbeiten verrichteten.“
 Vorher: Bin Schwerkriegsbeschädigter

„Ihre Familie Fred Rose“ an „Liebe Familie Krug!“ am 14.12.1949:
„wir haben Ihren Brief erhalten und danken wir Ihnen recht herzlich dafür. Es tut uns sehr leid, dass das Schicksal Sie so hart getroffen hat. Wir fühlen mit Ihnen, da wir selbst unsere Eltern und Geschwister auf unnötige Art verloren haben.
Zu Ihrer Angelegenheit teilen wir Ihnen mit, dass das Gesetz hier es von uns verlangt. Hätten wir es nicht angemeldet, hätte es Ihnen die I.R.S.O. abgenommen. Wir haben bereits nach Eschwege geschrieben, in Ihrer Sache nichts zu unternehmen.
Teilen Sie uns doch bitte mal mit, an welche Bank in Köln Sie bezahlt haben. Wir wissen nicht, wo der Rest des Geldes meiner Mutter geblieben ist. Einlg. Senden wir Ihnen einen Brief von unserem Rechtsanwalt.Das Gesetz sagt, retour geben oder ein Vergleich. Machen Sie sich keine Sorgen.
Haben Sie recht frohe Weihnachten und einglückliches Neues Jahr.
                                                                gez. s.o.

Anlage zu Frage 23:
Der früheren Eigentümerin, Frau Ella Rosenbaum, war mit den Jahren das Haus zur Last geworden. Ihre Kinder waren auswärts verheiratet, das Haus alt und reparaturbedürftig, die Zinsen für die Hypothek mussten aufgebracht werden, Stall und Scheune wurden nicht mehr genutzt.
Sie wollte daher zu ihren verheirateten Kindern nach Köln ziehen und bot das Haus Heinrich Stückrath I zum Kauf an.
Das Verhältnis zwischen Käufer und Verkäufer war auch nach Kaufabschluß ein außerordentlich gutes. In der Nacht zum 9.11.38 suchte die alte Frau Rosenbaum Schutz im Hause des Heinrich Stückrath und blieb dort 2 Nächte, sie wurde dort verborgen gehalten. Da in jenem Zeitpunkt das Haus Nr. 82 (Sterkelshs. Str. 1) bereits an Stückrath verkauft war, konnte er jede Demolierung der beweglichen Habe der Frau R. verhindern. Die Wäsche und andere Wertgegenstände waren im Stückrath’schen schon vorher abgestellt. Später war Stückrath behilflich, dass sie ihre Sachen unbeschädigt von B. abtransportieren konnte.Als Dank schenkte Frau R. Heinrich St. u seiner Frau je ein altes silbernes Fünfmarkstück. Die Münzen befinden sich heute noch im Besitz der Frau Stückrath.
                                                                                                          gez
                                          Rechtsbeistand

11.12.1951
Wiedergutmachungsbescheid gegen den Invaliden Andreas Krug:
Vergleich:
Grundstück v. 18,69 ar Ackerland in den Herrenwiesen (Flur 4, Flurstück 97) verbleibt ohne bes. Zahlung bei Krug, der die gerichtskosten u. außergerichtlichen Kosten der Antragsteller übernimmt. Streitwert 450.- DM (Dies war auch der Kaufpreis in RM, den Krug 1936 auf Sperrkonto Frankfurter Bank einzahlte.





23.8.1951
Wiedergutmachungssache Rosenbaum ./. Stückrath
Zeugin Dorothea Brandau, 63, geb. Limmeroth verst. Mann Wilhelm Brandau
„Nach dem plötzlichen Tode von Josef R. lebte seine Frau Ella nnmehr in B. ganz allein. Sie ist in dieser zeit aber keinen Verfolgungen ausgesetzt gewesen, wohl insbesondere deshalb, weil sie im Dorfe allgemein beliebt gewesen ist. Sie hat allerdings vor Verfolgungen immer Angst gehabt und hat teilweise nachts nicht im eigenen Haus geschlafen, sondern bei anderen jüd. Familien. Als einmal Ausschreitungen bei Max und Julius Neuhaus stattfanden, bei denen sie in der betreffenden Nacht gerade übernachtete, ist sie sozusagen im Nachthemd vo dort nach ihrer Wohnung geflüchtet. Das hat sie mir selbst erzählt ... („Nach meiner Erinnrung hat sich der erwähnte Vorfall (Neuhaus) in der Pogromnacht am 8. Nov. 1938 abgespielt.)...
„Soviel ich weiß, hat Ella R. von der Familie St.auch noch Lebensmittel zu kaufen bekommen, obwohl der Verkauf St.’s an sich verboten war. So hat es mir die Eva St. erzählt. Ich selbst habe Frau Ella R. bis in die letzte Zeit ihres Wohnens in B. mit Leebensmitteln unterstützt, insbes. Habe ich ihr Milch, Brot und etwas Butter gegeben. Ich tat das alles aber nur in der Dunkelheit, weil ich mich selbst fürchtete, dass mir etwas passierte, wenn es den Nazi-Größen zur Kenntnis gelangte. Frau Ella R. hat ihrerseits dann für mich geflickt. Sie klopfte nach Einbruch der Dunkelheit an mein Fenster und fragte, ob ich etwas für sie hätte.“...
„Ihr ganzes Vermögen waren ihre Grundstücke ...  für Unterhalt u. Erziehung der 7 Kinder ging alles drauf....
„Die Haupttäter, die die Juden damals drangsalierten, stammten nicht aus Baumbach, sondern waren von Rotenburg gekommen. Eshaben sich ihnen wohl einige Baumbacher angeschlossen.“