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© Hassia Judaica
Herbert Stiefel, im Mai 1916 in Baumbach geboren, war das jüngste von vier Kindern des dortigen jüdischen Lehrers Benjamin Stiefel. In den ersten Schuljahren unterrichte ihn der eigene Vater, ehe er dann im Melsunger Gymnasium aufgenommen wurde.
Seinen Vater hat er als nicht übermäßig strengen, aber konsequenten Schulmeister vor Augen.
"Leo Rosenbaum saß vor mir, er musste zwei Seiten Strafarbeit machen. Ich: Das ist Dir recht geschehen! Darauf mein Vater: So, Herbert, Du machst 4 Seiten!"
Seine Schulzeit als Gymnasialschüler in Melsungen und die Späße bei den täglichen Fahrten mit seinen Klassenkameraden an den Schulort  sind ihm in schöner und lebendiger Erinnerung geblieben. Ohne überlegen zu müssen, nennt er deren Namen und familiären Hintergrund.
Beim Besuch in seiner Wohnung in der Bennett Avenue im November 2007 sprudelten die Anekdoten und Geschichtchen über jene Zeit aus dem mittlerweile 92-Jährigen nur so heraus.
Herbert Stiefel bestätigte auch die Schilderung einer Baumbacher Zeitzeugin vom guten Miteinander seines Vaters mit einigen seiner christlichen Kollegen. "Meine Eltern trafen sich reihum mit den Lehrersfamilien Riemer in Baumbach, Schorbach und Gonnermann in Braach und auch bei Göbels in Sterkelshausen. Die Männer spielten Skat, die Frauen machten Handarbeiten und ließen es sich bei Kaffee und Kuchen gut gehen."
Ebenso bestätigte Herbert Stiefel die Erinnerung der Baumbacher Zeitzeugin an das von seinem Vater ins offene Fenster gestellte, voll aufgedrehte Radio. Sein Vater habe die Leute darüber aufklären wollen, was der Hitler doch für einen Quatsch verzapfte. Leider vergebens.
Herbert Stiefel  und seine Frau Mary im November 2007 in ihrer Wohnung in der Bennett Avenue in Manhattan.
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Die Baumbacher jüdischen Schulkinder 1926