Zum Dorfplan
© Hassia Judaica
Der nächste Meilenstein in meinem Hineinwachsen ins Judentum war meine Bar Mitzwa. In damaliger Zeit wurde ein Junge im Alter von 13 zur Thora aufgerufen, sagte den Segensspruch und las dann aus dem Wochenabschnitt so viel oder so wenig vor, wie er dazu in der Lage war. Mr. Bacharach, der recht musikalisch war, lehrte uns die richtige Melodie, mit welcher der Text aus der Thorarolle vorgetragen wurde. Ich muss zu meinem Bedauern zugeben, dass ich weder eine gute Stimme besaß, noch ein sehr gutes Ohr für die Musik. Bis auf den heutigen Tag tut es mir Leid für meinen Lehrer wegen all dem Ärger, den ich ihm bereitete, als er mir beizubringen versuchte, den Ton halten zu können. Es gab die Geschichte einer alten Frau, dass man zur Verbesserung seiner Stimme vor dem Singen ein rohes Ei trinken solle. Ich tat das am Morgen meiner Bar Mitzwa, glaube aber, dass ich von dieser Regel die Ausnahme war. Mein Vortrag war ganz passabel, aber ich wusste auf der Stelle, dass Musik und Singen nie meine starke Seite sein würden.
1937, nach Abschluss der 6. Jahrgangsstufe in der Grundschule P.S. 23 ging ich in die J.H.S. 51, auch bekannt unter dem Namen James K. Paulding Junior High School, in der 156. Straße zwischen Jackson Avenue und Trinity Avenue gelegen. Da ich ein ziemlich guter Schüler in der Grundschule gewesen war, steckte man mich in meiner neuen Schule in eine Klasse mit schnellem Lerntempo. Das bedeutete, die 7., 8. und 9. Jahrgangsstufe in zwei Jahren zu absolvieren. Einige meiner Klassenkameraden waren sehr kluge Jungen und mir wurde klar, dass es viele bessere Schüler als mich auf dieser Welt gab. In einigen Fächern wie Geschichte, Englisch und Französisch war ich ziemlich gut, während ich in bestimmten, stärker mathematischen Fächern wie Algebra und Geometrie länger brauchte, um zu verstehen. Als ich in der Junior High School war, organisierte unser Geschichtslehrer in unserer Klasse einmal eine Debatte. Das Thema war „Sollte Präsident Franklin D. Roosevelt für eine dritte Amtsperiode kandidieren?“ Das gegnerische Debattenteam sprach sich für eine Neunominierung aus, während meine Gruppe sehr stark dagegen war. Wir verloren die Debatte, und anschließend wurde Roosevelt für zwei weitere Amtsperioden gewählt. Nach allem wurde 1951 der 22. Verfassungszusatz ratifiziert, welcher die Amtszeit des Präsidenten auf zwei Amtsperioden begrenzt. Es brauchte dazu gut zehn Jahre, aber unsere Ansicht setzte sich schließlich durch.