Mein Vater war Einzelhändler mit Kurzwaren, er war 
hauptsächlich in Thüringen tätig, einer östlich von uns 
gelegenen Provinz. In meinen frühesten Erinnerungen 
sehe ich meinen Vater beim Wegfahren auf seiner Tour 
am Montagmorgen und bei seiner Rückkehr am 
Donnerstag. Der Freitag diente dem Geschäft in 
Baumbach und der Arbeit im Garten, in dem eine große 
Zahl von Obstbäumen stand. Mein Vater war immer sehr 
beschäftigt und ich erwartete nicht von ihm, dass er für 
mich viel Zeit übrig habe. Er war ein ruhiger, gütiger und 
höflicher Mensch und ich hielt immer große Stücke auf 
ihn. Mein Großvater, der Anfang 70 war, lebte bereits im 
Ruhestand und mit ihm war ich viel häufiger zusammen.
Wir führten kein luxuriöses Leben, aber im Rückblick 
meine ich sagen zu können, dass es mein Vater stets 
schaffte, seine Familie ausreichend zu versorgen. Obwohl 
sich für Juden allmählich dunkle Wolken am Horizont 
zusammenbrauten, hatten meine Eltern keine Vorahnung 
von den katastrophalen Veränderungen, welche die 
nächsten Jahre bringen würden.
  
 
David Neuhaus, Isfrieds Vater, wurde 
am 28. Mai 1889 in Baumbach geboren, 
als Sohn von Schuhmacher Samuel 
Neuhaus, der 1884 Bertha Wallach (aus 
Oberaula) geheiratet hatte. David 
Neuhaus starb 1978 in New York.