Samuel Spiro in
seinen
"Jugenderinnerungen
aus hessischen
Judengemeinden":
"Auch als im deutschen Reichstag das Verbot des
rituellen Schächtens zur Debatte stand, hat der
Rabbiner mit Unterstützung des katholischen
Abgeordneten von Fulda mit Erfolg auf die
katholische Zentrumspartei, eine der größten des
Reichstages, eingewirkt, um sie zur Ablehnung
des Schächtverbotantrages zu veranlassen. Das
muß ihm auf die Kreditseite seines Wirkens
angerechnet werden. Auf der anderen Seite hat
er jahrelang einen erbitterten Kampf gegen den
unter liberalem Einfluß stehenden Verband der
jüdischen Lehrervereine sowie gegen den
deutschen Rabbinerverband geführt und durch
seinen hemmungslosen Extremismus viel
Schaden gestiftet. In seinem Kampf aber und
seinem Haß gegen den Zionismus - auch
den religiösen - hat er die liberalen Rabbiner
weit übertroffen. [...]
Bei Moritz Levi in der Judengasse kauften die Fuldaer Juden
Fleisch und Wurstwaren von geschächteten Tieren. Dass die
halachischen Speisegesetze in unserer Region streng
beachtet wurden - dafür sorgte Provinzialrabbiner Dr. Michael
Cahn (1877-1918).