Zwei Opfer zum Anfassen (Forts.)
Moshe Naveh und Judith Epstein berichten über ihre Flucht vor dem NS-Regime
Einen eisernen Vorhang über diese Zeit gelegt
Mit einem Fragenkatalog in der Hand hatten die Schüler ihren Besuch, Moshe Naveh und
Judith Epstein aus Israel, schon gespannt erwartet. „Die Kinder haben sich super vorbereitet",
lobte Geschichtslehrerin Susanne Hofmann, die ankündigte, dass die Klasse ihre
Unterrichtsergebnisse in einer Ausstellung präsentieren werde. absolut offen berichteten
Naveh und Epstein über ihre Erlebnisse. Und der Verlust des Vaters oder der Tod von Judith
Epsteins Eltern in Auschwitz machten die Jugendlichen sichtlich betroffen. Dr. Heiner Nuhn,
passionierter Forscher zur Geschichte der jüdischen Minderheit im Raum Bad Hersfeld-Rotenburg, hatte die beiden nach Bad Hersfeld eingeladen. „Es ist meine Pflicht, für die
nächsten Generationen etwas zu hinterlassen", erklärte Moshe Naveh seine Motivation für
diese Reise. Während seine Cousine Judith schon immer in ihrer Familie über ihre Zeit in
Deutschland gesprochen hatte, erzog er seine Familie so, als ob ihr Leben in Israel erst
angefangen hätte. „Ich hatte einen eisernen Vorhang über die Zeit damals gelegt", erklärte Naveh. Zwei Stunden lang sprachen die beiden mit den Schülern der neunten Klasse der
Konrad-Duden-Schule, bevor sie von Bad Hersfelds Bürgermeister Hartmut H. Boehme, im
Rathaus empfangen wurden. Ob so etwas wie damals wieder geschehen könne, fragten die
Jugendlichen. „Ich will nicht glauben, dass das noch mal passieren kann, aber ich bin nicht
sicher", antwortete Naveh. Doch je offener miteinander gesprochen werde, desto geringer
seien die Chancen dafür. (AR)
[>[> Unter www.ag-spurensuche.de sind die Schicksale von Moshe Naveh und Judith
Epstein noch einmal zum Nachlesen aufbereitet worden, zusammen mit weiteren
Informationen zur Forschung von Dr. Heinrich Nuhn.