Emigration der Eltern und des Bruders
Sally und Bernhardine Speier sowie Sohn Markus
beantragten mit Hilfe von Fred ihre
Auswanderungspapiere. Sie hatten inzwischen
viele antisemitische Anfeindungen erfahren
müssen. So erzählte Fred Speier, dass sein Vater
im Jahr 1938 von einem SA Mann zur alten Schule
an der Hauptstraße beordert wurde. „Wieso? Was
soll ich da?“ Die Frage, so Heidi Rößing, wurde ihm
nicht beantwortet. „Eine Stunde später holten
meine Mutter und mein Bruder Markus unseren
blutenden Vater ab. Der SA-Mann E. hatte ihm, als
er die Türe öffnete, mit einem Stuhl auf den Kopf
geschlagen.“ Mit den Worten: „Jetzt sind die
Schulden bezahlt!“ beantwortete er eine
Erinnerung an eine alte, überfällige Forderung aus
dem Geschäft Speier.
„Eine ärztliche Versorgung wagten die Eltern nicht
in Anspruch zu nehmen. Meine Mutter schrieb mir,
sie habe die Platzwunden versorgt so gut sie
konnte.“
Speiers waren froh die Ausreise beantragt zu
haben. Die zuletzt erfahrenen Brutalitäten hatten
sie mürbe gemacht und erleichterten ihnen den
Abschied aus der Heimat. An einen
vorübergehenden Spuk glaubte nun auch Vater
Sally Speier nicht mehr. Im Oktober 1938 verließ
zunächst Sohn Markus Niederaula.
Siegfrieds Bruder Markus und die Eltern im
Speierschen Garten in Niederaula