Aus dem letzten Absatz seines Briefes vom 7. April 1946
an den Rotenburger Bürgermeister wird ersichtlich, dass Leopold Neuhaus seine besondere Stellung auch als Verpflichtung sieht, sich der wenigen Überlebenden des Holocaust anzunehmen, so etwa des im August 1945 zusammen mit seiner Schwester Elfriede aus dem KZ Stutthof nach Rotenburg zurückgekehrten Ernst Gans, Sohn des Schlossermeisters Willy Gans:
"Bei dieser Gelegenheit noch etwas Persönliches. Ein einziger jüdischer Mann namens Gans befindet sich in Rotenburg a. d. Fulda. " Er erlernt die Schlosserei in Bebra, so wie sein Vater und Großvater Schlosser in Rotenburg gewesen sind. Sollte es da nicht möglich
sein, dem jungen Mann ein Rad zur Verfügung zu stellen, daß er damit nach Bebra fahjren könnte? Ich kann mir nicht denken, dass in Rotenburg nicht ein P.G. ist, in dessen Besitz sich ein Fahrrad befindet, das man für Herrn Gans zur Verfügung stellen könnte? Der junge Mann war jahrelang im Konzentratioinslager
und dieser Wunsch ist wirklich ein bescheidener."
In seinem Antwortschreiben geht der Rotenburger Bürgermeister mit keinem Wort auf dieses persönliche Anliegen ein.

 




  
Ernst Gans (links, im Gruppenbild oben ganz links), Jahrgang 1923, Sohn von Schlossermeister Willy Gans, Brotgasse 6, beim Indianerspiel mit den Nachbarskindern, ca. 1930