Im 3. Absatz seines Briefes vom 7. April 1946 (Faksimile der Seite 2 des
Briefes nebenstehend) an den Rotenburger Bürgermeister äußert Leopold
Neuhaus sein Entsetzen über den Zustand, in dem er die Rotenburger
Synagoge bei seinem Besuch vor Ort vorfand:
"Hier muss ich erklären, sehr gehrter Herr Bürgermeister, dass ich
noch selten so etwas gesehen habe. Die Synagoge ist ein vollendeter
Trümmerhaufen und seit dem Jahre 1938 ist auch nicht das
Geringste hier geändert worden. Seit der Befreiung durch die
Amerikaner, bald einem Jahr, wäre es doch wirklich Zeit gewesen,
diese Synagoge zu restaurieren. Ich muss sie ersuchen, sobald wie
möglich den Raum zu reinigen, in dem die Hühner spazierengehen, wie
ich selbst festgestellt habe. Es muss verlangt werden, dass diese
Synagoge, ein Bau von Kulturwert, wieder hergestellt wird und
zwar auf Kosten der Partei-Genossen der Stadt Rotenburg/Fulda.
Sie haben selbst geäußert, dass diese Synagoge 'ein Saustall' ist
und Sie können sich vorstellen, wie mich der Anblick der Synagoge
berührt hat, und es ist Ihre Sache, dieses jüdische Gotteshaus, das
besonders schön war, wieder herzustellen. Es wäre ja möglich, da
kaum Juden dort sind, dass dieser Bau später, wie es auch in
anderen Orten ist, für künstlerische Aufführungen oder
dergleichen ernster Art, gebraucht werden könnte. Ich erhoffe
Ihre baldige Rückäußerung."
(oben links) Brief v. 7.4.1946 von Leopold Neuhaus als Leiter der Jüdischen
Betreuungsstelle der Stadt Frankfurt/ M. an den Rotenburger Bürgermeister (Seite 2)
(unten links) Rotenburger Synagoge 1946/47, unmittelbar vor dem Abriss