Von Detroit aus stellte Leopold Neuhaus im Februar 1950 einen "Antrag auf Grund des Gesetzes zur Wiedergutmachung
nationalsozialistischen Unrechts". Sein Fall ist ein anschaulicher Beleg dafür, welche Hürden zu überwinden waren, ehe
einem solchen Antrag von den deutschen Behörden stattgegeben wurde. Auch nach mehreren eidesstattliche Erklärungen
zur Erhärtung seiner Ansprüche hatte er bis zum Jahresausgang 1952 noch keinen Pfenning erhalten, sodass er Ende
November 1952 erneut vorstellig wurde: "Ich bitte dringend darum, mir in meiner
Notlage wirksam und so lange mir Hilfe noch nützt, im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten zu helfen und
meine Sache vordringlich zu behandeln. Ich glaube, daß ich mich in den Jahren meiner körperlichen
Leistungsfähigkeit um meine Mitmenschen verdient gemacht und ihnen geholfen habe und daß haher meine
obige Bitte um beschleunigte Gewährung einer Abschlagszahlung auf meine Versorgungsbezüge rechtlich
sowie ethisch gerechtfertigt ist."Dass er mit der Beurteilung seiner eigenen Person nicht alleine stand, wird in einem
Artikel im New Yorker Aufbau vom 21. Januar 1949, verfasst anläßlich seines 70. Geburtstags deutlich. Dort lesen
wir: "Mit Recht kann Leopold Neuhaus am 18. Januar, wenn er auf die hinter ihm liegenden 70 Jahre zurückblickt, das
sagen, was alle seine Freunde sagen werden: 'A job well done." Aufstieg, Untergang und dann die Rückkehr der
kleinen Überreste des deutschen Judentums als aktiver Rabbiner und Lehrer mitgemacht zu haben war sein Los, das
er nur mit wenigen teilte.(...) Sein großes Verdienst ist es, dass er in den Jahren 1945-46 die Rekonstruktion jüdischen
Lebens in den Restgemeinden Westdeutschlands begonnen hat und damit die Grundlagen des jüdischen Lebens schuf,
das heute dort besteht und vielen über die schweren Tage bis zu endgültigen Auswanderung hinweghilft.(...) Außer der
ideellen Arbeit, die Neuhaus leistete, brachte er auch vielen materielle Hilfe, indem er die erste Kleidungskammer und
Lebensmittelstelle für die völlig mittellos aus den Lagern Zurückgekommenen ins Leben rief. Gleichzeitig nahm er sich
der verwüsteten Friedhöfe Gross-Hessens an, reist unter den größten Verkehrsschwierigkeiten von Ort zu Ort und
sorgte dafür, dass sie in einen würdigen Zustand gebracht wurden. Am 10. Mai 1954, im Alter von 75 Jahren, verstarb
Leopold Neuhaus in seiner "Wahlheimat" Detroit. Ob er je eine finanzielle Entschädigung erhalten hat, ließ sich nicht
mehr eindeutig ermitteln. Auf jeden Fall kämpfte seine schwerkranke Witwe Cilly noch Jahre später um
Entschädigung für die1942/43 geleisteten Heimeinkaufszahlungen für das Ghetto Theresienstadt.
In Detroit/ Michigan verbrachten
Leopold Neuhaus und seine Frau Cilly,
geb. Carlebach, ihren Lebensabend