Zurück zum November 1938
In der Nacht vom 8. Zum 9. November 1938 wurde von SA-Leuten aus Nentershausen und Weißenhasel u.a. auch das Wohn- und Geschäftshaus des jüdischen Schuhmachers Willy Katz in der Elzebachstraße aufgebrochen. Willy Katz hatte sich mit seiner Familie in das obere Stockwerk seines Hauses geflüchtet, von wo er seine Nachbarn um Hilfe rief. Trotz deren Protestes wurde Katz auf die Straße geholt und "verdroschen". Am Tag danach musste ein Polizeibeamter die dem Willy Katz bei dieser Aktion gestohlenen Schuhe wieder einsammeln. Dies berichtete ein damals 11-Jähriger als Augenzeuge in einem Leserbrief in der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen vom 26.9.1991.
Willy Katz' Sohn Bert erinnert sich nach siebzig Jahren: "Mein Vater wurde verhaftet, von SA-Leuten verprügelt und im Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar einige Monate eingekerkert. Von dort kam er vermutlich nur deshalb wieder frei, weil er am Ersten Weltkrieg als Soldat teilgenommen hatte, wofür ihm "im Namen des Führers und Reichskanzlers" 1935 sogar das "Ehrenkreuz für Frontkämpfer" verliehen worden war. Den Schuhladen, den er zusammen mit meinem Großvater betrieb, wurde in dieser Nacht verwüstet und all ihre Habe geplündert oder zerstört. Sie handelten auch mit Nähmaschinen und Fahrrädern, die sämtlich gestohlen wurden. Unsere Wohnung, die sich im gleichen Haus befand, wurde ebenfalls verwüstet und der Hausrat und sein Inhalt entweder zerstört, geplündert, beschädigt oder gestohlen. Ich bin mir sicher, dass andere jüdische Familien im Dorf das gleiche Schicksal erlitten. Mein Vater litt den Rest seines Lebens an Kopfschmerzen, die ihre Ursache in den starken Schlägen auf seinen Kopf hatten."
  
Wohn- und Geschäftshaus des Schuhmachers Willy Katz (um 1930), heute Elzebachstraße 2 (Standort der Raiffeisenkasse). 
Klick: Urkunde von 1935 betr. "Ehrenkreuz für Frontkämpfer".