Hannelore Hahn über das Haus ihrer Großeltern Leonard und Luise Brach (On the Way to Feed the Swans, New
York 1982):
"Die Bergstraße Nr. 16 (...) hatte ein großes, schmiedeeisernes Tor, wo das Privateigentum an die
Straße stieß. Man mußte klingeln, wenn man Zugang zum Haus gewinnen wollte. Gehörte man zur
Familie oder hatte man eine Verabredung, drückte das Hausmädchen, das die Besucher kontrollieren
konnte, einen Knopf und öffnete damit das Tor. Danach ging man an Jasmin - und
Rhododendronbüschen vorbei bis an die äußeren Stufen des Hauses. Diese führten zu einem hohen
Portal, die eigentliche Eingangstür, die von einem Hausangestellten offengehalten wurde. Ihr folgten
mehrere mit Teppichboden bedeckte Treppen in einem mit rosamarmornen Wänden ausgekleideten
Treppenhaus, das zum dritten Eingang, der inneren Tür des Hauses, führte. Durch diese betrat man ein
großes viereckiges Atrium. Der Fußboden war ein Mosaik aus kleinen schwarzen und weißen Steinen,
einem römischen Muster nachgeahmt. Gravuren des 18. Jahrhunderts hingen an elfenbeinfarbigen
Wänden.
Von dem zwei Etagen höheren Oberlicht fiel ein weiches, gedämpftes Licht auf die vier riesigen
Klubsessel aus braunem Leder, die um einen großen Tisch, dem Mittelpunkt dieses römischen Atriums,
aufgereiht waren.
Der Tisch war übrigens ein echter Kasino-Roulettetisch, der irgendwie zum Bestandteil des Hauses
gehörte, als Opa Brach es erstand. Meine Großmutter tarnte den Roulettetisch unter einer großen,
dunklen, handbestickten Wolltischdecke.
Der Roulettetisch durfte in diesem Haus niemals seinen eigentlichen Zweck erfüllen, da Spielen nicht zur
Tradition meiner Familie gehörte. Aber hier war die Grenze für Besucher, die nicht zur Familie gehörten,
die Stelle, wo sie gebeten wurden, Platz zu nehmen und zu warten, bis jemand erschien, der sie in das
innere Heiligtum des Hauses begleiten würde."
Villa Brach in der Bergstraße 16 in Dresden
(zerstört 1945)