Hannelore Hahn: Die Elbschloß Malzfabrik, für die Leonard Brach den deutschen
Schwiegersohn brauchte, saß nicht inmitten eines Mohnfeldes im osteuropäischen
Getreidegürtel, so wie die Branche in Mähren. Sie schmiegte sich an die bizarren Formen der
Sandsteinfelsen von Schöna an der Elbe. Beschattet von dunkelgrünen Bäumen, Weinreben
und Farnen, ging von dieser Wasserburg ein dumpfer Geruch von Gärung aus, der das
Wachstum von Pilzen, Moosen und die Herstellung von Bier ermöglichte. Die Mälzerei war so
nahe an das Wasser gebaut, dass nur noch Platz war für eine Anlegestelle/ Ladestelle der
Schifffahrt und Schienen für die Eisenbahn.
Die Gerste, der Grundstoff für die Zubereitung des Malzes, das wiederum für die
Bierherstellung notwendig war, wurde per Schiff aus der Tschechoslowakei herangeschafft.
Schiffe mit Tonnen über Tonnen von goldenen Körnern fuhren langsam auf der Elbe bis zur
Mälzerei. Dort wurde das Getreide in Wasser eingeweicht, getrocknet und nach einem
geheimen Familienrezept zum Sprießen gebracht. Das verarbeitete Malz wurde dann auf
Eisenbahnwaggons geladen und zu Brauereien in ganz Deutschland transportiert/ verschifft.
Der neue Schwiegersohn sollte die deutschen Brauer als Kunden für die neueröffnete Filiale
gewinnen.
(On the Way to Feed the Swans, 1982)