Der Schild, Zeitschrift
des Reichsbundes
jüdischer Frontsoldaten
(Sonderausgabe)
 
Plakat des Reichsbundes jüdischer
Frontsoldaten (RjF)
12.000 der 100.000 deutschen Juden,
die ins Feld gezogen waren, starben den
"Heldentod fürs Vaterland". Anteilsmäßig
betrachtet waren das mehr als bei
Nicht-Juden. 1.500 kamen hochdekoriert
mit dem Eisernen Kreuz - so auch Arthur
Hahn - von der Front zurück
 
 Im Januar 1922 schrieb Arthur Hahn noch voller Stolz in seinem
Lebenslauf, dass er fünf Jahre zuvor die Schulbank verlassen
habe, "um dem Rufe der Waffen zu folgen". Schon bald aber nach
Kriegsende sahen sich die Juden der Diffamierung ausgesetzt,
sich vor dem Fronteinsatz gedrückt und den Krieg als besondere
Gelegenheit zum Geschäftemachen genutzt zu haben. Da half
deutschen Juden es auch nicht allzu viel, dass sie - wie Arthur
Hahn - freiwillig in den Krieg gezogen waren und sich tausendfach
Tapferkeitsauszeichnungen wie das Eiserne Kreuz geholt hatten.
Besonders militant begegnete den Hersfelder Juden der Deutsch-
völkische Schutz- und Trutzbund, der hier in der 1. Jahreshälfte
1920 eine Ortsgruppe gegründet hatte. In einer ganzseitigen
Wahlanzeige in der Hersfelder Zeitung vom 5. Juni 1920 forderten
die Hersfelder Völkischen eine Regierung "deutschen Blutes und
Stammes". Der Judenhass gipfelte in dem unverhohlenen
Zynismus: "Wir wollen die Juden auch nicht totschlagen, nur
ausgeschieden wollen wir sie sehen aus unserem Volksleben."
Vielleicht war Arthur Hahn in seiner jugendlichen Begeisterung für
Volk und Vaterland entgangen, dass bereits mit der berüchtigten
"Judenzählung" vom Oktober 1916 den jüdischen Deutschen ihr
Deutschsein streitig gemacht werden sollte. Als sich herausstellte,
dass die "Judenzählung" das Gegenteil bewies, nämlich ein
prozentual gesehen gleicher Anteil jüdischer Frontsoldaten,
wurden die Zahlen nicht veröffentlicht, damit das miltärische
Engagement der Juden nicht publik wurde.
Arthur Hahn reagierte auf die neue, für ihn mit Bestimmtheit
schockierende Situation, indem er sich beim Reichsbund jüdischer Frontsoldaten engagierte und in der Hersfelder Ortsgruppe die
Sprecherrolle übernahm.
  
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Anzeige des Landesverbandes
Kurhessen-Waldeck im
Reichsbund jüdischer
Frontsoldaten in der
Jüdischen Wochenzeitung
(Kassel) vom 7. Jan. 1927
  
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Details zur antisemitischen
Agitation während und nach dem Ersten Weltkrieg