Neben seinem öffentlichen Engagement im Reichsbund jüdischer Frontsoldaten
(RjF) gehörte Dr. Arthur Hahn zu den Männern des ersten Stunde im
Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund der republikanischen
Kriegsteilnehmer. Das Reichsbanner war auf Anregung sozialdemokratischer
Kreise am 22. Februar 1924 in Magdeburg in Verbindung mit den Parteien der
Weimarer Koalition (SPD, Zentrum und DDP) auf Reichsebene gegründet
worden. Das Reichsbanner war Selbsthilfeorganisation der verfassungstreuen
und demokratischen Kräfte gegen das Treiben der republikfeindlichen
Wehrverbände, deren Kampfmethoden und Zielsetzungen bei den Morden an
Erzberger und Rathenau deutlich geworden waren.
Die Gründung des Bannerkreises Hersfeld erfolgte am 1. Juni 1924. Außer Arthur
Hahn, dessen politische Heimat die linksliberale Deutsche Demokratische Partei
(DDP) geworden war, bestand das Reichsbanner im Raum Hersfeld nahezu
ausschließlich aus Sozialdemokraten. In der dominierend protestantischen
Region spielte die Zentrumspartei keine Rolle. Die in den ersten Wahlen nach
Kriegsende erolgreiche DDP sank bereits 1921 - an der Wählerzahl gemessen
zu einer Splitterpartei ab. Durch den Austritt führender Mitglieder wurde sie
1924 vor Ort weiter geschwächt und schied seit dieser Zeit praktisch aus dem
lokalen politischen Leben aus, sodass von Seiten der DDP keine ins Gewicht
fallende Zahl von Personen für das Reichsbanner mobilisiert werden konnten.
Von der DDP war Arthur Hahn der einzige Vertreter im Hersfelder Reichsbanner-
Vorstand. Seiner beruflichen Tätigkeit gemäß übernahm er dort das Amt des
Kassenwarts, nachdem er sich bereits zuvor in die Kreisleitung des
Reichsbanners hatte wählen lassen.
Mit seinem Engagement im Reichsbanner war er politisch-weltanschaulich
durchaus in Übereinstimmung mit seinem Vater Jakob Hahn, der sich nach
Kriegsende als entschieden republik-freundlicher Lokalpolitiker betätigte.
Seinen 1919 erworbenen Sitz im Hersfelder Stadtparlament behielt Jakob Hahn
ein volles Jahrzehnt. 1924 gehörte er in Hersfeld zu den treibenden Kräften bei
der Aufstellung einer Gemeinschaftsliste des versprengten Häufleins von
Anhängern der DDP und des Zentrums, der beiden neben der SPD entschieden
für die neue Republik eintretenden politischen Gruppierungen. Soziale
Arbeitsgemeinschaft nannte sich die im Mai 1924 von den lokalen Vertretern
der DDP und des Zentrums aufgestellte Liste, die es auf drei der 22 Mandate
im Hersfelder Stadtparlament brachte. Wie die Benennung der Liste schon
erkennen ließ, koalierte die Soziale Arbeitsgemeinschaft mit der SPD und verhalf
dieser 1924 zur Besetzung des Postens des Ersten Beigeordneten. Als die
Hersfelder DDP sich 1929 für eine "Bürgerliche Liste" entschied, war Jakob Hahn
nicht mehr mit von der Partie.
Fahne einer Reichsbanner-
Ortsgruppe (oben) und
Reichbanner-Abzeichen
(im Original 23 mm)