Warum gingen Jakob und Julia Hahn im März 1938 nach Teplitz-Schönau in die
Tschechoslowakei?
War es das Renomee des auf der böhmischen Seite des Erzgebirges gelegenen Ortes als
Heilbad? Oder waren es Zufallsgründe?
Keine der beiden denkbaren Erklärungen trifft zu.
Die Entscheidung für die Stadt im Sudetenland als Emigrationsziel hatte familiäre Gründe.
Schon 1936 hatten Leonard und Helene Brach, die Schwiegereltern von Arthur Hahn, ihren
Dresdener Wohnsitz aufgegeben und sich in Teplitz-Schönau niedergelassen. Da war es
naheliegend für die Hersfelder Hahns, bei den nahen Verwandten Unterschlupf zu suchen
bzw. deren Beistand in Anspruch zu nehmen.
Die Brachs hatten schon vergleichsweise frühzeitig erkannt, welche Rolle den Juden im NS-
Staat zugedacht war. Ihr feudales Zuhause in der Bergstraße 16 in Dresden überließen sie
1936 ihrer Tochter Helene und Schwiegersohn Arthur Hahn samt deren damals 10-jährigen
Tochter Hannelore, die sich nach Jahrzehnten erinnert: "Das Haus, das meine Großeltern in
Teplitz-Schönau mieteten, war nicht mit der Bergstraße 16 zu vergleichen." (On the Way
to Feed The Swans, New York 1982)
 
Bergstraße 16 in Dresden
vor 1945